Auch der Sektorenkopplung wird mehr Bedeutung zugemessen, als es in früheren Szenarien der Fall war. Den damit einhergehenden ansteigenden Stromverbrauch prognostizieren die Übertragungsnetzbetreiber realistisch - im neuen C2035-Szenario in einer Höhe von 729 TWh. Auch der BEE erwartet, dass der Bruttostromverbrauch durch die Sektorenkopplung trotz aller Effizienzerfolge im Zuge der zunehmenden Elektrifizierung im Wärme- und Verkehrssektor und Power-to-X-Technologien steigen wird und warnt vor einer Ökostromlücke im Jahr 2030, wenn die Prognose nicht angepasst und der Ausbau der Erneuerbaren beschleunigt wird.
Allerdings ist weiterhin keines der vorgelegten Szenarien dazu geeignet, die Anforderungen des Pariser Klimaschutzabkommens zu erfüllen. Wegen dieser Herausforderung, aber auch aufgrund der Treibhausgasminderungsziele des Klimaschutzgesetzes, braucht es Freiräume in der Netzauslegung, um angemessen nachsteuern zu können. Anstatt ökologisch und ökonomisch kontraproduktiver Restriktionen braucht der Erneuerbaren-Ausbau in allen Technologien und allen Größen einen neuen Aufbruch, um das 65-Prozent-Ziel der Bundesregierung im Jahr 2030 zu erreichen und das Energiesystem auf Treibhausgasneutralität umzustellen. Die Windenergie an Land im Norden unnötig modellhaft zu deckeln, den Ausbau von Photovoltaik-Freiflächen künstlich abzubremsen und die flexiblen Potenziale der Bioenergie nicht umfassend zu nutzen, stellt völlig unnötige Hemmschuhe für die Energiewende und die dringend benötigte Sektorenkopplung dar“, so Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE).
Der BEE hatte bereits 2009 mit einem Szenario einen Blick auf die Energiewelt des Jahres 2020 geworfen. Dabei wurden trotz unterschiedlicher Entwicklungen in den einzelnen Branchen zwei Kenngrößen zielgenau getroffen: Der Bruttostromverbrauch von 595 Terawattstunden (TWh) und der Anteil Erneuerbarer Energien von 47 Prozent, der zum Ende des Jahres 2020 realistisch ist. Vergangenes Jahr hat der BEE sein Szenario 2030 aktualisiert. Zwei Stellgrößen sind wieder klar benannt: Ein auf 740 TWh steigender Bruttostromverbrauch, der zu 481 TWh aus Erneuerbaren Energien gedeckt wird, wenn das Ziel der Bundesregierung von 65 Prozent bis 2030 erreicht werden soll. In der Folge müssen die Zubauzahlen für Erneuerbare Energien entsprechend ausgerichtet werden: pro Jahr 10 Gigawatt (GW) Photovoltaik, 4,7 GW Windkraft an Land, 1,2 GW Windkraft Offshore, 0,6 GW Biomasse und je 50 Megawatt Wasserkraft und Geothermie.
„Da das Klimaschutzpaket der Bundesregierung nicht ausreicht, um die Treibhausgase in allen Sektoren zu mindern, ist ein stärkerer Ausbau Erneuerbarer Energien und ein Nachsteuerungspotenzial bei der Sektorenkopplung in der Netzplanung zu berücksichtigen. Die Erneuerbare-Energien-Branche kann günstig und schnell zu mehr Klimaschutz beitragen, wenn die Rahmenbedingungen dafür verbessert werden. Die Möglichkeiten dafür sichert der neue Szenariorahmen Strom, wenn den Lösungen für den Weg in eine treibhausgasneutrale Welt genügend Raum gegeben wird und ökologische Notwendigkeit mit ökonomischem Nutzen zusammengebracht werden“, so die BEE-Präsidentin.
Als Dachverband vereint der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) Fachverbände und Landesorganisationen, Unternehmen und Vereine aller Sparten und Anwendungsbereiche der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Bei seiner inhaltlichen Arbeit deckt der BEE Themen rund um die Energieerzeugung, die Übertragung über Netz-Infrastrukturen, sowie den Energieverbrauch ab. Der BEE ist als zentrale Plattform aller Akteur:innen der gesamten modernen Energiewirtschaft die wesentliche Anlaufstelle für Politik, Medien und Gesellschaft.
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