Zusammenfassung
Dieses Papier soll dazu beitragen, eine Diskussion über das Auslastungsmanagement im Verteilungsnetz im Rahmen der Sektorenkopplung zu vertiefen. Dabei sollen die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung und kollaborativen Optimierung von Erneuerbare Energien-Anlagen, Sektorenkopplungsanwendungen, Speichern und dem Netz diskutiert werden.
- Ein auf Erneuerbaren Energien und Sektorenkopplung basierendes Energiesystem hat grundsätzlich dezentralen Charakter. Auch Optimierungsstrategien im Rahmen der Sektorenkopplung müssen diese Dezentralität abbilden können.
- Nahezu alle sektorenkoppelnden Prozesse werden im künftigen Energiesystem auf die Nutzung des Stromverteilungsnetzes als Infrastruktur angewiesen sein.
- Vernetzte Erneuerbare Energien-Anlagen und Sektorenkopplungstechnologien können dabei helfen, innerhalb der gegebenen physikalischen Grenzen im Verteilungsnetz die bestehende Infrastruktur optimal ausnutzen. Dies kann Netzausbaubedarf reduzieren.
- Individuelle Optimierungsstrategien von Sektorenkopplungsprozessen sollen zugelassen sein, dürfen jedoch nicht zu lokalen oder globalen Überlastungen der Netzinfrastruktur führen. Hierzu bietet eine zusätzliche kollaborative Optimierung potenziell Vorteile.
- Werden verschiedene Prozesse miteinander verknüpft, so kann durch die Interaktion untereinander die Auslastung der Infrastruktur verbessert werden, ohne diese zu überlasten. Hierfür sind auch Informationen zum Zustand der Infrastruktur nötig. Im Fokus des Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende stand, neben der Neuorganisation des Messstellenbetriebs, vor allem der Faktor Sicherheit der Daten – nicht aber deren Verwendung in datengetriebenen Geschäftsmodellen. Durch die restriktive Architektur des SMGW und Einschränkungen hinsichtlich des Aufbaus leistungsfähiger Kommunikationskanäle werden neue Geschäftsmodelle heute und in Zukunft gehemmt.
- Deutschland hat eine Strategie zur Digitalisierung energiewirtschaftlicher Prozesse, die viel zu zaghaft umgesetzt wird, Lücken hinsichtlich der Leistungsfähigkeit aufweist und in der Praxis Fragen hinsichtlich der Kompatibilität zwischen dem Smart-Meter-Gateway und eingesetzten Systemen in Erneuerbare Energien-Kraftwerken aufwirft.
- Mit klaren Rahmenbedingungen für die Digitalisierung im Energiesektor, aber auch mit dem Zulassen von neuen Ansätzen, kann die gegenwärtig selbst hemmende Digitalisierung der Energiewende in eine digitale Transformation übersetzt werden.
- Viele Akteure in der Erneuerbare-Energien-Branche sind technisch längst weiter als der energiewirtschaftliche Rahmen und könnten mit vernetzten Energieanlagen und Verbrauchern wirkungsvoll auch regionale und netzdienliche Flexibilität bereitstellen.
- Mit neuen Verbrauchern wie zum Beispiel der Elektromobilität kommen zudem neue Stakeholder, neue Herausforderungen, aber auch neue Lösungsoptionen auf den Plan.
- Neue Digitalisierungsansätze, wie z.B. Blockchain- und Distributed Ledger Technologien können grundsätzlich das Potenzial haben, die Digitalisierungsstrategie in der Energiewirtschaft sicher und resilient zu ergänzen. Sie können als zusätzliche Ebene digitaler Infrastruktur innerhalb der energiewirtschaftlichen Kommunikation wirken, müssen jedoch auch Qualitätskriterien genügen, wie zum Beispiel einem geringen Energiebedarf.