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Stellungnahme

Stellungnahme zum Netzentwicklungsplan Strom 2030

4. März 2019

Zusammenfassung der Stellungnahme zum ersten Entwurf des NEP 2030 (Version 2019)

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) begrüßt, dass sich der von den Übertragungsnetzbetreibern vorgelegte erste Entwurf zum Netzentwicklungsplan Strom 2030 (Version 2019) gegenüber vorherigen Netzentwicklungsplänen sowohl methodisch als auch bezüglich der Breite der Betrachtung deutlich verbessert hat. Es ist zu begrüßen, dass alle Szenarien die 65 Prozent Erneuerbare Energien im Stromsektor erreichen. Die Berechnungen in der Marktsimulation zeigen darüber hinaus, dass sogar mehr als dieser jetzt im EEG festzuschreibende Zielwert im Zieljahr 2030 sicher im Netz verarbeitet werden kann. Die Übertragungsnetzbetreiber zeigen, wie die Transformation des Energiesektors in Deutschland mit besonderem Fokus auf den Ausbau Erneuerbarer Energien bis 2030 und darüber hinaus im Einklang mit dem Netzausbau gelingen kann.

Für die Energiewende ist ein zügiger Ausbau von Erneuerbaren Energien und ein angemessener Netzausbau notwendig. Mit den im Entwurf des NEP vorgeschlagenen Ad-hoc-Maßnahmen kann der Um- und -ausbau des Netzes beschleunigt werden. Diese kurzfristig durchführbaren Maßnahmen können bestimmte Netzregionen bis zur Umsetzung der langfristig notwendigen Ausbaumaßnahmen entlasten, was einen Beitrag dazu leistet, die Aufnahmefähigkeit der Netzefür Erneuerbare Energien zu sichern. Auch den Einsatz innovativer Betriebsmittel, wie z.B. den der drei vorgeschlagenen Netzbooster mit Leistungen von 100, 300 und 500 Megawatt, begrüßt der BEE ausdrücklich. Netzbooster ermöglichen es, als Ergänzung zum heute präventiven Redispatch, auch reaktiven Redispatch durchzuführen. Hierdurch werden Kapazitäten auf Netzengpässen frei, was eine höhere Auslastung des bestehenden Netzes ermöglicht und in der Folge einen wirksamen Beitrag zur Reduzierung des zusätzlichen Netzausbaus darstellt.

Der Entwurf des NEP zeigt, dass Sektorenkopplung, der Einsatz von Flexibilitäten und moderne Ansätze in der Netzplanung zur verbesserten Auslastung des Bestandsnetzes führen, den Bedarf an zusätzlichen Netzverstärkungs- und Netzausbaumaßnahmen reduzieren und den Redispatch effizienter gestalten können. Mit der im vorliegenden NEP enthaltenen Nachhaltigkeitsprüfung von vorgeschlagenen Maßnahmen wird zudem gesichert, dass die bis zum Jahr 2030 vorgesehenen Maßnahmen auch noch im Jahr 2035 benötigt werden. Allerdings gibt es auch Kritikpunkte, die den Szenariorahmen inklusive der Regionalisierung, die Marktsimulation und die Behandlung von Grenzkuppelstellen betreffen. Mit dem vorliegenden NEP wird erneut deutlich, dass bestimmte Annahmen im Szenariorahmen zu konservativ sind. Der NEP zeigt, dass 65 Prozent Erneuerbare Energien im Jahr 2030 auch in den ambitionierteren Szenarien mit angemessenem Netzausbau auskommen. Im Angesicht der Vorschläge der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“, deren Vorschläge einen Weg für den Ausstieg aus der Kohleverstromung zeigen und den ambitionierten Szenarien B2030 und C2030, denen diese Vorschläge bereits nahe kommen, erscheint es  angemessen, sich an diesen Szenarien zu orientieren und im nächsten Szenariorahmen ein Szenario vorzusehen, das die Anforderungen des Pariser Klimaschutzabkommens umsetzt.BEE-Stellungnahme zum Netzentwicklungsplan Strom 2030 | Version 2019

Der BEE begrüßt, dass durch den Szenariorahmen die lastflussbasierte Kapazitätsberechnung (Flow-Based Market Coupling – FBMC) an allen Grenzen Deutschlands zu den Nachbarländern angewendet werden muss. Wir erachten es als wichtig, dass FBMC zukünftig auch an allen Grenzen umgesetzt wird, wobei dessen Einsatz auch Netzengpässe im Inland nicht verstärken soll. Zudem müssen die Herausforderungen durch die Reservierung von 70 % Übertragungskapazität für den Handel im Europäischen Binnenmarkt auf den Interkonnektoren analysiert werden. Die EU-Vorgaben aus dem Clean Energy-Package sehen eine lineare Erhöhung der Interkonnektoren-Kapazität für den Handel von aktuell 20 % auf 70 % bis 2025 vor. Der NEP kalkuliert mit 75 %, also einem höheren Wert. Ob und wie stark FBMC und die gegenüber den europäischen Vorgaben erhöhte freigehaltene Interkonnektoren-Kapazität für den Handel auf den Netzausbau wirken, wird im Entwurf des NEP nicht angemessen beschrieben. Es ergeben sich erhebliche Energietransite durch Deutschland (in 99 Prozent der Zeit), die auch oft in Nord/Ost – Süd/West – Richtung erfolgen. Dies zeigt, dass es in Zukunft noch wichtiger wird,

Markt- und Netzgeschehen zusammen zu betrachten und auch, dass eine Gesamtoptimierung über Übertragungsnetzbetreiber und Ländergrenzen hinweg vorteilhaft ist, die auch auf europäischer Ebene zu einer CO2-Minderung beiträgt. Die Ergebnisse der Marktsimulation für die Szenarien A 2030 und C 2030 sind im Entwurf enthalten, jedoch nicht die zugehörigen Netzanalysen. Diese müssen im zweiten Entwurf des NEP 2030 (2019) veröffentlicht werden. Der BEE fokussiert sich in dieser Stellungnahme auf die Umsetzung des Szenariorahmens durch die ÜNB und die Marktsimulation. Detailliertere und auf die einzelnen Unterpunkte des NEP zielende Aussagen werden wir in der Konsultation des zweiten Entwurfes durch die BNetzA nachholen, auch weil sich die Komplexität der Materie erhöht und der Zeitraum zur Stellungnahme verkürzt hat. Mit besonderem Interesse erwarten wir die von den ÜNB angekündigte Einschätzung der Aus-
wirkungen der im zweiten Entwurf des NEP berücksichtigten Ergebnisse der Kommission "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung" zum Ausstieg aus der Kohleverstromung auf den identifizierten Netzausbaubedarf. Diese sollen laut dem vorliegenden Entwurf insbesondere für das Szenario B 2035 ausgeführt werden. Auch für das Szenario B2030, sowie das Szenario C2030, das einen höheren Grad an Sektorenkopplung vorsieht, wäre die Einschätzung der Auswirkungen unserer Ansicht nach angebracht.

Portraitbild von Dr. Matthias Stark
Ansprechpartner*in

Dr. Matthias Stark
Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)
Leiter Fachbereich Erneuerbare Energiesysteme


E-Mail an Dr. Matthias Stark schreiben
0151 17123012


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