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Rohr mit Wasserstoff auf einer grünen Wiese und vor blauem Himmel
Positionspapier

Neue Impulse für grünen Wasserstoff

30. September 2025

Das Energiewende-Monitoring ist eindeutig: Grüner Wasserstoff ist ein zentraler Bestandteil
einer kosteneffizienten Energiewende in Deutschland. In fast allen untersuchten Szenarien des
Monitorings wird ein starker Anstieg des Wasserstoffbedarfs prognostiziert.
Doch die deutsche Wasserstoffpolitik steht am Scheideweg. Welche Schlussfolgerungen ergeben
sich aus dem Energiewende-Monitoring, um den stockenden Markthochlauf in Gang zu
bringen? Eines ist klar: Die Bundesregierung muss dringend kritische Weichen stellen und den
regulatorischen Rahmen weiterentwickeln. Dies sollte auch in der aktuellen Haushaltsplanung
für 2026 berücksichtigt werden.

1. Warum ist eine signifikante heimische Erzeugung notwendig?

Die heimische Erzeugung von grünem Wasserstoff bzw. Wasserstoffderivaten hat zahlreiche
Vorteile und bietet immense Chancen – für das Energiesystem, für die Resilienz der deutschen
Volkswirtschaft sowie für neues Wachstum.


» Vorteile für das Energiesystem: Die Autorinnen und Autoren des Monitorings machen
deutlich, welche zentrale Rolle Elektrolyseure in einem kosteneffizienten und klimaneutralen
Energiesystem einnehmen. Werden sie systemdienlich geplant und betrieben,
schaffen sie die dringend benötigte Flexibilität im Stromsystem und reduzieren den
Bedarf für Redispatch und Netzausbau. Dies senkt effektiv Stromkosten für Unternehmen
und Haushalte.


» Vorteile für die Resilienz der deutschen Volkswirtschaft: Grüner Wasserstoff aus
Deutschland ist mehr als nur ein Klimaschutzinstrument. Der geopolitische Wert einer
starken heimischen Erzeugung ist enorm. Sie steigert Deutschlands Unabhängigkeit
von Energieimporten (sowohl von fossilen Brennstoffen als auch von Wasserstoff)
und globalen Preisschwankungen. Zudem stellt die heimische Produktion eine sichere
Wasserstoffquelle für die Industrie und andere Anwendungsbereiche dar.


» Chancen auf neues Wachstum: Grüner Wasserstoff “Made in Germany” bietet erhebliche
Wachstumschancen für deutsche Unternehmen und schafft neue Wertschöpfung
in Ländern und Kommunen. Der globale Markt boomt mit einem möglichen Marktvolumen
von über 600 Mrd. Euro in 2030. Noch hat Deutschland mit zahlreichen Innovations-
und Qualitätsführern bei den Technologien rund um grünen Wasserstoff eine
gute Ausgangsposition. Diese gilt es zu nutzen und sich im globalen Wettbewerb der
Schlüsseltechnologien zu positionieren.

2. Welche Instrumente können zum Markthochlauf beitragen?

Die Autorinnen und Autoren des Monitorings gehen auf eine Reihe von Anreizinstrumenten
ein, die einen positiven Einfluss auf den Wasserstoff-Hochlauf haben könnten. Im Folgenden
erläutern und bewerten wir die vorgestellten Instrumente und machen weitere Vorschläge für
den Wasserstoff-Hochlauf in Deutschland.

 

1. RED III national umsetzen: Das Energiewende-Monitoring weist auf die große Wirkung einer schnellen Umsetzung der EU-Richtlinie RED III mit ihren Vorgaben für die Nutzung von grünem Wasserstoff hin. Allein die Industriequote könnte im Jahr 2030 für eine gesicherte Nachfrage von 16 bis 26 TWh sorgen, so das Monitoring. Eine Raffineriequote von 3% würde äquivalent 5 GW Elektrolyseleistung anreizen. 

2. Ausschreibungen des § 96 Nr. 9 WindSeeG starten: Die Autorinnen und Autoren des Energiewende-Monitorings machen darauf aufmerksam, dass sich eine räumliche Steuerung des Zubaus von Elektrolyseuren positiv auf das Stromnetz auswirken kann. Als Umsetzungsoption verweisen sie auf die bereits vorhandenen Regelungen im § 96 Nr. 9 WindSeeG, nach denen 500 MW Elektrolyseure systemdienlich ausgeschrieben werden sollen. Auch der BEE plädiert für eine schnelle Festlegung der Ausschreibungsmodalitäten.

3. § 13k EnWG “Nutzen statt Abregeln” weiterentwickeln: Die kostenlose oder kostengünstige Nutzung von Strommengen zur Wasserstoffherstellung, die sonst abgeregelt würden, kann die Kosten der Wasserstofferzeugung senken. Hierfür wäre eine Weiterentwicklung des Redispatch oder des § 13k EnWG (“Nutzen statt Abregeln”) nötig, so die Autorinnen und Autoren des Monitoringberichts. Dieses Regelungskonzept sollte aus Perspektive des BEE so weiterentwickelt werden, dass es eine attraktive weitere Möglichkeit des Strombezugs darstellt.

4. Strombezugspreise senken: Ein großer Kostentreiber für grünen Wasserstoff sind die Strombezugspreise. Die Bundesregierung sollte sich deshalb auf europäischer Ebene für die Weiterentwicklung der aktuellen Vorgaben zu den Strombezugskriterien für grünen Wasserstoff einsetzen. Laut Monitoringbericht können zudem die kostengünstige Nutzung von Redispatch-Strommengen sowie die Befreiung von Netzentgelten die Strombezugskosten ebenfalls senken. Aus BEE-Sicht könnte das Kriterium der stündlichen CO2-Intensität als zusätzliche Strombezugs-Erfüllungsoption für den grünen Wasserstoff Anwendung finden. Bei der Überarbeitung der Strombezugskriterien ist es jedoch wichtig, sicherzustellen, dass grüner Wasserstoff nicht schlechtergestellt wird.

5. Investitionskosten senken: Die Anschaffungskosten für Elektrolyseure tragen derzeit mit bis zu 50% zu den Gesamtkosten für grünen Wasserstoff bei, so das Monitoring. Kurzfristige Fördermaßnahmen sowie die Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben könnten zu langfristig geringeren Investitionskosten führen. Eine weitere Möglichkeit sei die Senkung anderer Bestandteile der Investitionskosten, wie Baukostenzuschüsse. Klar ist aber, darin sind sich BEE und Monitoring einig: Für die Kostendegression braucht es hohe Nachfrage und Marktdurchdringung.

6. Nachfrage stärken in der Industrie: Für die Stärkung der Nachfrage diskutieren die Autorinnen und Autoren mehrere Instrumente, darunter Klimaschutzverträge, Leitmärkte und Quoten. Industrielle Abnehmer müssten sicherstellen, dass grüne Produkte abgenommen werden. Der öffentliche Sektor könne hier durch Ausschreibungskriterien für gesicherte Abnahme sorgen. Auch hier sind aus Sicht des BEE kurzfristige Signale dringend notwendig, um Unternehmen zu Investitionen in Deutschland zu motivieren.

7. Nachfrage stärken durch H2-ready-Kraftwerke: Auch die Ausschreibung von H2-ready- sowie sogenannten Wasserstoffsprinterkraftwerken kann gesicherte Nachfrage nach grünem Wasserstoff gewährleisten, so das Monitoring weiter. Wenn über ein dezentrales Backup aus steuerbaren Erneuerbaren wie Bioenergie und Wasserkraft, Speichern und KWK hinaus noch zentrale Kraftwerkskapazitäten benötigt werden, ist es aus Sicht des BEE richtig, diese mit einer Umstellung auf Wasserstoff und Erneuerbare Gase zu planen. Dies stellt langfristige Kosteneffizienz und Klimaneutralität sicher. Hier ist es allerdings notwendig, klare Definitionen von H2-Readiness zu schaffen. CCS an Gaskraftwerken kann aufgrund hoher Kosten und technischer Limitierungen keine signifikante Rolle spielen.

8. Unsicherheiten auf Erzeugungs- und Nachfrageseite gleichzeitig abbauen: Instrumente, die nur auf die Erzeugungs- oder nur auf die Nachfrageseite abzielen, können ihre Ziele für den gesamten Markt verfehlen. Das Monitoring beschäftigt sich daher auch mit Instrumenten, die Unsicherheiten auf beiden Seiten gleichzeitig abbauen. Beispiele hierfür sind die Schaffung eines Midstream-Akteurs als Zwischeninstanz oder die Einführung eines nationalen Doppelauktionsmechanismus. Aus BEE-Sicht könnte auch ein gesetzlich verankerter CfD-Mechanismus das Risiko für Investierende, Erzeugung und Nachfrage reduzieren.

9. Biogener Wasserstoff in Raffinerien auf die Treibhausgasminderungsquote anrechnen: Der Monitoringbericht geht nicht auf die Rolle von biogenem Wasserstoff ein. Aus Perspektive des BEE erschöpft sich die Erzeugung von grünem Wasserstoff nicht in der Elektrolyse. Auch der Hochlauf von biogenem Wasserstoff sollte gestärkt werden. Um den Heimatmarkt für Technologien zur Erzeugung von biogenem Wasserstoff anzukurbeln, sollte der Einsatz von biogenem Wasserstoff als Erfüllungsoption für die im Bundesimmissionsschutzgesetz festgelegte Treibhausgasminderungs im Kraftstoffsektor zugelassen werden. So erhalten beispielsweise Kraftstoffhersteller in Deutschland Anreize, Wasserstoff, der im Herstellungsprozess für die Aufwertung von Zwischenprodukten genutzt wird, aus Biogas statt aus Erdgas herzustellen.


Mit dem Monitoring hat die Bundesregierung eine sinnvolle und fundierte Grundlage geschaffen,
um den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft durch neue Impulse zu stärken. Der BEE und
seine Mitglieder, die heimischen Erzeuger von grünem Wasserstoff und erneuerbaren Gasen,
freuen sich auf die konkreten Umsetzungsvorschläge aus den Ministerien.

Um diese notwendigen Impulse setzen zu können, müssen ausreichende Mittel im Haushalt
2026 eingeplant werden. Wir begrüßen es, dass der aktuelle Haushaltsentwurf für 2026 nun
entgegen dem ersten Entwurf wieder mehr Budget für den Wasserstoffhochlauf vorsieht. Allerdings
sieht der aktuelle Etatplan keine Mittel für etwaige Absicherungsinstrumente wie ein
CfD-Instrument vor. Wir appellieren an das BMWE und das BMF sowie an die Haushaltspolitikerinnen
und Haushaltspolitiker, hier ebenfalls Mittel einzuplanen.

Portraitbild von Philip Matthiessen
Philip Matthiessen

Philip Matthiessen
Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)
Referent Politik


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