Logo des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V.
Navigation
Menü
Logo des BEE e.V.

Webseitensuche

Filteroptionen:

Hände zweier Personen die einen Vertrag unterzeichnen mit Stift und Papier
Studie

Analyse der EEG-Prognose der Übertragungsnetzbetreiber

2. Dezember 2025

Das Wichtigste in Kürze

Die vorliegende Analyse des BEE untersucht die wesentlichen Annahmen und Ergebnisse der EEG-Prognose 2026 und der EEG-Mittelfristprognose 2026-2030 der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB). Im Folgenden werden die beiden ÜNB-Studien vereinfacht als „ÜNB-Prognose“ (ohne Jahresangabe) bezeichnet. Der Schwerpunkt der BEE-Untersuchung liegt auf dem Jahr 2026. Die BEE-Ergebnisse betreffen aber auch die Folgejahre, weil es um grundlegende Annahmen in der Prognose geht.
Der BEE stellt erhebliche Prognosefehler fest. Diese sind insbesondere auf die in der Prognose zugrunde gelegten, deutlich zu hohen Marktwertfaktoren für Photovoltaik und Windenergie sowie den durchschnittlich anzulegenden Wert für Windenergie an Land zurückzuführen. Zusätzlich muss mit einem niedrigeren durchschnittlichen Börsenstrompreis als in der ÜNB-Prognose gerechnet werden. Die Prognosefehler belaufen sich für das Jahr 2026 auf insgesamt 4 bis 6,3 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass aufgrund dieser Prognoseabweichung im Bundeshaushalt für das Jahr 2026 eine Brutto-Lücke entstehen könnte.

Der größte Anteil der notwendigen Korrekturen entfällt auf die Marktwertfaktoren für Photovoltaik und Windenergie:

  • Photovoltaik: Die ÜNB nehmen für das Jahr 2026 einen deutlich zu hohen Marktwertfaktor von 0,62 an. Dieser muss auf 0,4 korrigiert werden. Dies führt gegenüber der aktuellen Kostenschätzung der Mittelfristprognose der ÜNB zu einer Abweichung von 1,89 Mrd. €.
  • Windenergie an Land: Der Marktwertfaktor muss von 0,91 in der ÜNB-Prognose auf 0,8 gesenkt werden. Dies führt gegenüber der aktuellen Kostenschätzung der Mittelfristprognose der ÜNB zu einer Abweichung von 1,22 Mrd. €.
  • Windenergie auf See: Hier wurde der Marktwertfaktor in der BEE-Analyse von 0,91 auf 0,85 korrigiert. Dies führt gegenüber der aktuellen Kostenschätzung der Mittelfristprognose der ÜNB zu einer Abweichung von 0,13 Mrd. €.

Korrektur des durchschnittlichen Börsenstrompreises in der EEG-Prognose:

  • In der Analyse des BEE wurde zusätzlich zu den sinkenden energieträgerspezifischen Marktwertfaktoren ein Rückgang des angenommenen gesamten Börsenstrompreises der ÜNB-Prognose um 10 % berücksichtigt. Grund dafür ist, dass die Terminmärkte die tatsächlichen Spotmarktpreise regelmäßig überschätzen. Dies führt gegenüber der aktuellen Kostenschätzung der Mittelfristprognose der ÜNB zu einer Abweichung von 2,3 Mrd. €.

Weitere signifikante Abweichungen betreffen die Annahmen zu den durchschnittlichen Vergütungen für Photovoltaik- und Windenergieanlagen:

  • Photovoltaik: In der BEE-Analyse sinkt der durchschnittliche Vergütungssatz für die Photovoltaik-Festvergütung bis 2026 nur auf 190,7 Euro/MWh, während die ÜNB 179,5 Euro/MWh angenommen hatten. Dies ergibt sich daraus, dass der BEE von einem größeren Anteil älterer Bestandsanlagen mit höherer Vergütung sowie von einer geringeren installierten Leistung und einer geringeren Stromerzeugung bei Neuanlagen ausgeht. Trotz der vom BEE berechneten höheren Durchschnittsvergütung für die PV-Festvergütung bedeutet diese Abweichung gegenüber der aktuellen Kostenschätzung der Mittelfristprognose der ÜNB eine Entlastung von ca. 0,35 Mrd. €, da die PV-Festvergütung insgesamt eine um 5 TWh geringere Stromversorgung aufweist, als von den ÜNB angenommen.
  • Windenergie an Land (alle Anlagen): Laut der BEE-Analyse steigt der durchschnittliche anzulegende Wert für alle Windenergieanlagen an Land bis 2026 auf 87,1 Euro/MWh. Der BEE stützt sich dabei auf die offiziellen Quellen der ÜNB, der BNetzA und der Fachagentur Wind und Solar. Die ÜNB-Prognose geht hingegen nur von 78 Euro/MWh bis 2026 aus. Für Neuanlagen ist die Differenz sogar noch größer: Der durchschnittliche anzulegende Wert erhöht sich in der BEE-Untersuchung bis 2026 auf 94,8 Euro/MWh, während die ÜNB-Prognose hier mit 72 Euro/MWh deutlich darunter liegt. Dies führt gegenüber der aktuellen Kostenschätzung der Mittelfristprognose der ÜNB zu einer Abweichung von 1,1 Mrd. €.

Wie in Kapitel 6 gezeigt, existieren zwischen der jetzigen ÜNB-Mittelfristprognose (2025, IE Leipzig) auch zur letztjährigen ÜNB-Mittelfristprognose (2024, EWI) ähnliche Dissense bezüglich der zugrunde liegenden Werte (z. B. EEG-Vergütungssätze für Wind an Land) und der Marktwertentwicklungen der Erneuerbaren Technologien.

Dieser Widerspruch zwischen der aktuellen Fassung der ÜNB-Mittelfristprognose (2025, IE Leipzig) und der letztjährigen ÜNB-Mittelfristprognose (2024, EWI) wird in der aktuellen Fassung weder thematisiert noch werden Gründe für den Unterschied genannt.

Tabelle 1 zeigt eine Zusammenfassung der aus fachlicher Sicht des BEE zugrunde liegenden Prognosefehler in der aktuellen ÜNB-Mittelfristprognose.

Tabelle 1: Tabellarische Übersicht über die zu erwartenden Prognosefehler in der aktuellen ÜNB-Mittelfristprognose

Prognosefehler

Beschreibung des
Wertes
Prognose-
Wert ÜNB
Korrigierter
Wert
Betroffene EEG-
Strommenge mit
EG-Auszahlung
Zusätzlicher EEG-
Förderbedarf
        TWh Mrd. Euro
Zu hoher
Marktwertfaktor
Photovoltaik
Marktwertfaktor 0,62 0,4 87,7 1,89
Zu hoher
Marktwertfaktor
Windenergie an Land
Marktwertfaktor 0,91 0,8 117 1,22
Zu hoher
Marktwertfaktor
Windenergie auf See
Marktwertfaktor 0,91 0,85 21 0,13
Zu niedrige
Durchschnittsvergütung
für die Photovoltaik-
Festvergütung/zu hohe
Stromerzeugung
Photovoltaik-
Festvergütung
Durchschnitts-
vergütung alle
Anlagen in der
Festvergütung
Euro/MWh
179,5 190,7 47 -0,35
Zu niedrige
Durchschnitts-
vergütung Windenergie
an Land (alle Anlagen)
Durchschnitts-
vergütung alle
Anlagen
Euro/MWh
77,7 87,1 117 1,1
Zu niedrige
Durchschnitts-
vergütung Windenergie
an Land (Neuanlagen
2026)
Durchschnitts-
vergütung
Neuanlagen
Euro/MWh
72,2 95 Betroffene
Anlagen sind im
vorherigen
Prognosefehler
für alle Anlagen
enthalten.
Der zusätzliche
Förderbedarf
ist im vorh.
Prognosefehler
für alle Anlagen
enthalten.
Zu hoher
durchschnittlicher
Börsenspotpreis
Durchschnittlicher
Spotmarktpreis
Day-Ahead
Euro/MWh
86,78 78 263 2,3
           
Prognosefehler gesamt         3,99-6,27


Zusammenfassend bedeutet dies, dass im Bundeshaushalt für das Jahr 2026 aufgrund dieser Prognoseabweichung eine Brutto-Lücke von mehreren Milliarden Euro auf dem EEG-Konto entstehen könnte. Dies müsste letztendlich über das Steueraufkommen finanziert werden. Der BEE appelliert dringend an die Verantwortlichen, eine derart große Lücke gar nicht erst entstehen zu lassen und den Haushalt entsprechend gegen diesen Dissens abzusichern.

 

Die vollständige Analyse liegt im PDF zum Download vor.

Verwandte Artikel

20.10.2025
Bildbeschreibung: Windräder vor türkisfarbenem Himmel mit weißen Strichen und grafischen Symbolen aus dem Energiesektor
Fünf Schlussfolgerungen aus dem Energiewende-Monitoring

Der Monitoringbericht zeigt deutlich: Die Energiewende bedarf keiner Neuausrichtung. Der Ausbau der Erneuerbaren und der Netze muss ambitioniert…

Mehr lesen
01.10.2025
Bildbeschreibung: Strommarktaktiendiagramm und Indexinformationen mit Strommast im Hintergrund
Update der Strombedarfsanalyse

Der BEE untersucht aktuelle Entwicklungen in den Sektoren und untermauert die BEE-Analyse vom März 2025, wonach der Bedarf an erneuerbarem Strom…

Mehr lesen
01.04.2025
Bildbeschreibung: Große Photovoltaik-Anlage in der Natur
25 Jahre EEG - Eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte

Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) wird heute 25 Jahre alt. Seit seiner Einführung hat es in beispielloser Weise die Transformation der…

Mehr lesen

Logo des BEE e.V.
Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)
EUREF-Campus 16
10829 Berlin
Telefon: +49 30 275 8170 0
Telefax: +49 30 275 8170 20
E-Mail: info(at)bee-ev.de

Bundesverband Erneuerbare Energie e.V.

Als Dachverband vereint der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) Fachverbände und Landesorganisationen, Unternehmen und Vereine aller Sparten und Anwendungsbereiche der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Bei seiner inhaltlichen Arbeit deckt der BEE Themen rund um die Energieerzeugung, die Übertragung über Netz-Infrastrukturen, sowie den Energieverbrauch ab.

Der BEE ist als zentrale Plattform aller Akteur:innen der gesamten modernen Energiewirtschaft die wesentliche Anlaufstelle für Politik, Medien und Gesellschaft. Unser Ziel: 100 Prozent Erneuerbare Energie in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität.

Cookies