Politische Handreichung zur Bundestagswahl
18. Dezember 2024
Erneuerbare Energien liefern heimisch, sauber und sicher Strom, Wärme und Moleküle für alle Energiebedarfe Deutschlands. Wind- und Solarenergie, Biomasse, Wasserkraft, Wärmepumpen und Geothermie sind ausgereifte Technologien, um die Versorgung bald komplett zu übernehmen. Im Strombereich sind die Erneuerbaren bereits die wichtigste Energiequelle; bei Wärme, Industrie und Verkehr muss der Umstieg zügig erfolgen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen und bis 2045 klimaneutral zu werden. Zur Bundestagswahl 2025 macht die Erneuerbare-Energien-Branche folgende Angebote für Deutschland und eine Wirtschaftspolitik, die den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung trägt.
Die Branche der Erneuerbaren Energien wächst weltweit dynamisch und entwickelt sich zu einem zentralen Industriezweig der Zukunft. Deutsche Unternehmen spielen dabei eine führende Rolle, denn sie verfügen über langjährige Erfahrung, technologische Expertise und innovative Ansätze. Schon vor Jahren haben deutsche Unternehmen wegweisende Technologien entwickelt und erfolgreich zur Marktreife gebracht, die heute eine Schlüsselrolle bei der globalen Energiewende einnehmen.
Von Wind-, Solar- und Bioenergieanlagen über Geothermie- und Wasserkraftwerke bis hin zu Wärmepumpen und Biomasseheizungen – Erneuerbare Energien bilden die Basis für den Transformationsprozess hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft in Deutschland. Diese Spitzentechnologien genießen international hohe Anerkennung und werden weltweit stark nachgefragt. Der Export dieser Lösungen bietet deutschen Unternehmen nicht nur wirtschaftliches Wachstum, sondern auch die Möglichkeit, zu einer nachhaltigen globalen Energieversorgung beizutragen.
Die weltweiten Investitionen in die Energiewende beliefen sich im Jahr 2023 auf 1,8 Billionen USD, ein Anstieg von 17 % gegenüber dem Vorjahr und ein neuer Rekord. Der globale Markt für Erneuerbare Energien wird bis 2030 voraussichtlich ein Volumen von über zwei Billionen US-Dollar erreichen, was das immense Potenzial für Innovation und Exportchancen unterstreicht.
Abb. 1: Entwicklung der globalen Investitionen in Erneuerbare Energien im Vergleich zu Investitionen in Fossile Energien
Quelle: IEA (2024)
Erneuerbare Energien versorgen Unternehmen und Haushalte mit erneuerbarem Strom, Wärme und grünen Molekülen.
Die Verfügbarkeit Erneuerbarer Energien ist für viele Unternehmen bereits heute ein zentraler Standortfaktor und gewinnt angesichts steigender Klimaschutzanforderungen weiter an Bedeutung. Die Industrie benötigt heute und in Zukunft nachhaltigen Strom, Wärme und Moleküle wie Wasserstoff oder biogene Kraftstoffe, um ihre eigenen Defossilisierungsziele zu erreichen. In der chemischen Industrie beispielsweise, die für rund 7 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, werden erneuerbare Gase eine Schlüsselrolle bei der Herstellung emissionsarmer Produkte spielen.
Angesichts der steigenden Anforderungen CO₂-Emissionen langfristig zu reduzieren, wird der Zugang zu kosteneffizienter, erneuerbarer Energie zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Darüber hinaus schützt der Einsatz erneuerbarer Energiequellen vor globalen Preisschocks und die Verbraucher vor steigenden CO₂-Preisen. So ist der CO₂-Preis für ein Emissionszertifikat in der EU im Jahr 2023 auf über 90 Euro pro Tonne gestiegen - ein Trend, der von weiteren politischen Maßnahmen flankiert, Investitionen in erneuerbare Lösungen noch attraktiver macht.
Erneuerbare Energien bringen Geld in die Kommunen, stärken den ländlichen Raum und ermöglichen Teilhabe für alle Bevölkerungsschichten.
Der Bau und Betrieb von Energieanlagen wie Windparks, Solarparks oder Biogasanlagen schafft bereits heute in vielen Regionen Deutschlands Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Über Gewerbesteuereinnahmen oder direkte finanzielle Beteiligungen spülen Erneuerbare Energien Geld in die kommunalen Kassen. In einigen Landkreisen sind Einnahmen für Kommunen und regionale Unternehmen in Milliardenhöhe möglich, wie eine Studie für den niedersächsischen Landkreis Rotenburg (Wümme) zeigt.
Das schafft Spielräume für Investitionen in Infrastruktur und öffentliche Daseinsvorsorge, die bei den Menschen vor Ort ankommen. Die Erneuerbaren Energien leisten so einen wirksamen Beitrag zum Abbau des Stadt-Land-Gefälles und stärken den ländlichen Raum, insbesondere in strukturschwachen Regionen.
Aber auch in den Städten können Bürgerinnen und Bürger von den Teilhabemöglichkeiten der Energiewende profitieren. Von der Haus- und Wohnungseigentümerin bis hin zum Mieter können alle Bevölkerungsschichten die vielseitigen Erneuerbaren Energietechnologien nutzen, um an der Energiewende teilzuhaben.
Die Energiewende in Deutschland wird vor allem von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) getragen. Von der Landwirtin mit einer Biogasanlage über lokale Windpark-Betreibergesellschaften bis hin zu Photovoltaik-Installateuren und spezialisierten Dienstleistern arbeiten heute in Deutschland rund 400.000 Menschen in der Erneuerbaren-Branche.
Gleichzeitig profitieren viele mittelständische Unternehmen direkt von einer eigenen Erneuerbaren Energie-Erzeugungsanlage oder von Power Purchase Agreements (PPAs), die langfristige Energielieferverträge mit stabilen Preisen bieten. Diese Faktoren stärken die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands und fördern regionale Wirtschaftskreisläufe.
Gleichzeitig steht die Branche vor Herausforderungen: Komplexe Genehmigungsprozesse und regulatorische Unsicherheiten bremsen oft den Ausbau. Bis 2030 soll der Anteil der Erneuerbaren Energien in Deutschland auf 80 % des Stromverbrauchs steigen. Das ist ohne die Innovationskraft und den Einsatz von KMU kaum zu schaffen. Es gilt, diese Akteursvielfalt mit einfachen und planbaren Finanzierungs- und Investitionsbedingungen weiter zu fördern.
Abb. 2: Erneuerbare Energien in Bürgerhand – Verteilung der Eigentümer an der bundesweit installierten Leistung zur Stromerzeugung aus EE-Anlagen 2019
Quelle: © Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (2021), trend:research; Stand 12/20
Die Wärmeversorgung ist für Haushalte und Unternehmen von enormer Bedeutung und bildet eine zentrale Grundlage für Wohlstand und Wirtschaftswachstum. Erneuerbare Wärmetechnologien decken schon heute rund 20 % des Wärmebedarfs in Deutschland. Die Unternehmen der Branche beschäftigen zehntausende Mitarbeitende und tragen maßgeblich zum Erfolg der Wärmewende bei. Zahlreiche technologieoffene Förderprogramme haben der erneuerbaren Heizungsbranche hier einen wichtigen Schub gegeben. Um diesen Erfolg fortzusetzen, gilt es für Planungssicherheit zu sorgen und die komplexen Genehmigungsprozesse zu vereinfachen.
Erneuerbare Energien und Marktwirtschaft, Energiewende und Kosteneffizienz passen zusammen.
Die erfolgreiche Marktintegration Erneuerbarer Energien wird durch einen Rahmen ermöglicht, der gezielte Anreize für Kosteneffizienz und Innovationen schafft. Dieser Rahmen ermöglicht die Anpassung des Marktes an die wachsende Bedeutung Erneuerbarer Energien. Zentral für dieses System ist die CO₂-Bepreisung, die als marktwirtschaftliches Instrument die richtigen Preissignale setzt.
Die Verknüpfung von Marktdynamik und Klimaschutz trägt nicht nur zur Erreichung der globalen Klimaziele bei, sondern stärkt auch die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Eine kluge Kombination aus CO₂-Bepreisung, Innovationsförderung und Investitionsanreizen ist daher ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche marktwirtschaftliche und kosteneffiziente Energiewende.
Ein auf Erneuerbare Energien ausgerichtetes Energiesystem führt zu erheblichen Kostensenkungen für Unternehmen und Privathaushalte.
Die letzten Jahre waren von einer sehr hohen Ausbaudynamik insbesondere im erneuerbaren Strombereich geprägt. Damit die preissenkenden Effekte der Erneuerbaren auch bei Unternehmen und Privathaushalten ankommen, braucht es ein System, das die notwendigen Grundlagen schafft. Eine zentrale Rolle spielen dabei die steuerbaren Erneuerbaren Energien wie Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie. Darüber hinaus sind Flexibilitäten wie Speicher, Elektrolyseure, bidirektionales Laden und eine Flexibilisierung des Verbrauchs entscheidend.
Durch die richtige Kombination von Ausbau und Maßnahmen zur besseren Nutzung und Digitalisierung der bestehenden Netze können Systemkosten weiter reduziert werden. Erneuerbare Energien haben mit Abstand die niedrigsten Stromgestehungskosten. Ziel ist es, die finanziellen Vorteile der Energiewende gewinnbringend an die deutsche Volkswirtschaft weiterzugeben. Ein besserer Rechtsrahmen für die Direktbelieferung von Unternehmen aus dem industriellen Mittelstand kann hier unmittelbar für besseren Zugang zu Erneuerbarer Energie sorgen.
Die Energiewende braucht Bürokratieabbau und schnellere Genehmigungen.
Wie die meisten Branchen in Deutschland ächzt auch die Erneuerbare Energiewirtschaft unter einer enormen Bürokratielast und langwierigen Genehmigungsverfahren. Der Bürokratieabbau ist eine zentrale Aufgabe der neuen Regierungskoalition. Ziel muss es sein, Innovation und Wachstum zum Erfolgsrezept der deutschen Energiewende zu machen. Auf Bundes- und EU-Ebene sind erste wichtige Schritte getan. Eine neue Koalition kann hier eine neue Dynamik entfachen, um weitere Hemmnisse abzubauen, Effizienz zu steigern und Kosten für Verwaltungsaufgaben zu senken.
Erneuerbare Energien steigern die Unabhängigkeit Deutschlands von fossilen Energieimporten. Je mehr Strom, Wärme und grüne Moleküle aus den verschiedenen erneuerbaren Quellen produziert werden, desto weniger fossile Brennstoffe müssen importiert werden. So schützen wir unsere Wirtschaft vor internationalen Energiepreisschwankungen und vermeiden Abhängigkeiten von geopolitischen Unsicherheiten.
In der Ukraine zeigen sich täglich die Nachteile zentraler Energieinfrastrukturen. Die dezentrale Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien reduziert das Risiko von Angriffen auf zentrale fossile Transportinfrastrukturen oder einzelne große Kraftwerke. Das erhöht die Widerstandsfähigkeit gegenüber potenziellen Bedrohungen. Zudem tragen Erneuerbare Energien dazu bei, Umwelt- und Klimarisiken zu verringern, die langfristig ebenfalls sicherheitspolitische Dimensionen haben.
Ein Leitfaden zur Unterstützung der Mitglieds- und Landesverbände während der Bundestagswahlkampagne